William! (2000)

08Plakatvon Marius Leutenegger (Text) und Christoph Frei (Musik)

14. bis 16. und 21. bis 23. Januar 2000, Theatersaal Rigiblick, Zürich
29. Januar 2000, Thalwil

Darstellende

Beatrice: Jacqueline Fritischi
Hero: Anja Suter
Margareta: Barbara Forrer
Benedict: Marius Leutenegger
Claude: Reto Rapold
Pedro: Bernhard Rubin

Band

Keyboard: Dominik Meier
Gitarre: Christoph Frei
Schlagzeug: Dominik Gabriel
Bass: Urs Nüesch

Team

Regie: Marius Leutenegger
Musik: Christoph Frei
Bühne: Anja Suter
Kostüme: Jacqueline Fritschi
Requisiten: Barbara Forrer
Licht: Bernhard Rubin
Technik: Johannes Hardmeier

Brief an unser Publikum

«William!» ist bereits die achte Inszenierung, mit der das Theaterensemble fraz? vor Publikum tritt – und nach dem letztjährigen «Fux» die zweite Eigenproduktion. Wie «Fux» – nach Ben Jonsons «Volpone» – lehnt sich auch «William!» an eine Vorlage an, verfremdet diese aber so stark, dass man kaum von einer Adaption sprechen kann. Pate stand diesmal das Drama «Much Ado About Nothing» von William Shakespeare, aber geblieben ist von diesem Stück nur die Idee, wie zwischen einem verfeindeten Paar Liebe gestiftet wird: indem man dem Mann und der Frau einredet, die Frau bzw. der Mann sei in den Mann bzw. die Frau verliebt und nur aus Scham und Angst vor Zurückweisung so kratzbürstig und hundsgemein. Das weckt gegenseitiges Interesse und sorgt schliesslich für das übliche Gefühlsaufkommen.

Kombiniert haben wir diese Idee mit einem anderen Shakespeare-Drama: «Romeo and Juliet». Sie werden sehen, wie die Quellen in «William!» zusammenfliessen. Selbstverständlich fanden wir auch in diesem Jahr trotz intensiver Suche keinen Weg vorbei am «gebrochenen» Theater. Die Bühnensituation wird einmal mehr zu einem wesentlichen Teil des Inhalts. Allfällige Ähnlichkeiten der Bühnen- mit tatsächlich lebenden Figuren wären allerdings nur zufällig – falls man an Zufälle glaubt.

Nicht nur der Hang zur klassischen Vorlage und die Brechungen bringen «William!» in die Nähe von «FUX», sondern auch Musik und Gesang. Der Soundtrack wurde jedoch gegenüber dem Vorjahr deutlich ausgebaut – sichtbare Folge davon ist, dass diesmal gleich eine ganze Band mittut. Sie fragen, weshalb wir Musicals machen, wenn wir gar nicht singen können? Nun, zum einen haben wir einige stimmkräftige Neue in unserem Ensemble, zum anderen macht uns das Singen einfach Spass. Man weiss ja spätestens seit Walt Disneys «Schneewittchen», dass ein Lied auf den Lippen Kummer und Sorgen vertreibt. Und Kummer und Sorgen, die hatten wir bei dieser Produktion für einmal genug – wegen persönlicher und familiärer Katastrophen. Für einige von uns erhielten die Liedertexte von «William!», die zuweilen traurigen Szenen, die ironischen Bemerkungen über Beziehungen plötzlich tiefere Bedeutung.

Was vorher nur im Kopf stattfand (und dort als Spielerei amüsierte), wurde sozusagen zum schmerzhaften Naturerlebnis.
Anscheinend, und das ist wenigstens ein bisschen lustig, konnte «William!» der Überprüfung durch die Realität standhalten – sonst würden wir nach allem kaum damit auftreten. Das Lied von Claude, die Gespräche zwischen Pedro und Hero bzw. Margaretha, der gar nicht so vergnügliche Geschlechterkampf – im Alltag zeigte sich, dass das wahre Leben kaum origineller ist als das Theater, und dass es dem Theater gelingen kann, das Leben wenigstens für Momente zu erfassen. Aber natürlich bleibt auch denkbar, dass die Geister, die man ruft – und sei es nur der Bühne wegen -, sich zu unkontrollierter Ausbreitung aufgefordert fühlen, dass die, welche sich in einer Kunstform ausdrücken, ohne es zu wollen am eigenen Leben schreiben. Wer weiss.

An «William!» lag es sicher nicht, dass das vergangene Jahr für einige von uns schwierig war. Im Gegenteil: Das regelmässige Zusammenkommen tat gut, und wir sind mit dem Erreichten alle sehr zufrieden. Unser abschliessender Wunsch ist, dass sich ein Stück von unserer Begeisterung auch auf Sie überträgt. Theater, so haben wir wieder einmal erkannt, kann wirklich Freude machen. Viel Freude.

Hörprobe: William!

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