Fux! (1999)

07Plakatvon Marius Leutenegger (Text) und Robert Bossart (Musik)

21. bis 23. und 28. bis 30. Januar 1999, Theatersaal Rigiblick, Zürich
5. Februar 1999, Adliswil
6. Februar 1999, Thalwil

Darstellende

Rod Fuchs: Reto Rapold
Quito: Benjamin Gygax
Elsa Bär: Nicole Volkart
Maggie Bär: Daniela Hoesli
Pit Geier: Marius Leutenegger
Fortuna Geier: Sandra De Vito
Belinda Harsch: Christina Hwang

Team

Regie: Marius Leutenegger
Musik: Robert Bossart
Bühnenbild: Daniela Hoesli, Christina Hwang
Requisiten: Nicole Volkart
Kostüme: Benjamin Gygax, Sandra De Vito
Maske: Doris Kunz
Licht, Technik: Ivo Bieri, Bernhard Rubin

Brief an unser Publikum

Bereits sechs Mal traten wir, das Theaterensemble fraz?, mit einer Produktion vor Publikum – jedesmal mit einem Erfolg, der uns zum Weitermachen animierte. Nach den Aufführungen von «Bunbury» im vergangenen Jahr stellten sich zum ersten Mal gewisse Zerschleisserscheinungen ein; die Nervosität vor und die Befriedigung nach den Auftritten war geringer als sonst. Weshalb?

Wir nehmen an, dass sich bei uns allmählich der Routine-Teufel eingeschlichen hat. Die Probleme, mit denen eine freie und ambitiöse Theatergruppe kämpft, wiederholen sich, ebenso die Ansätze, mit denen wir diesen Problemen den Meister zeigen wollen. Wir wissen mittlerweile, was wir können (natürlich auch: was wir nicht können) und womit wir bei unserem Publikum ankommen. Und die Stückwahl trug auch nicht zur Spannung bei – meist wussten wir bereits vor der Premiere, dass mit diesen Werken wenig schiefgehen konnte. Kurzum: Im verflixten siebten Jahr unserer gemeinsamen Arbeit hatte uns der Alltag eingeholt.

Was tut man in solchen Augenblicken? Man sucht neue Herausforderungen, die wieder für Kribbeln sorgen. Diese Herausforderung haben wir gefunden. Sie heisst FUX. Einerseits wissen wir nicht, ob jemand dieses Stück mag, denn es wurde noch nie aufgeführt. Andererseits verlangt FUX von uns darstellerische Leistungen, wie wir sie noch nie erbringen mussten. Erstmals begeben wir uns in die Tiefen des gehobenen Klamauks, und zum ersten Mal müssen wir singen. Leider. Einerseits bedauern wir das nicht weniger als Sie, andererseits sind wir froh, neue Grenzen ausloten zu können.

Eigentlich hätten wir schon lange ein eigenes Stück vorlegen sollen. Nur so, denken wir, kann es einem freien Theaterensemble gelingen, sich im hoffnungslos überfüllten Zürcher Kulturkalender in Szene zu setzen. Und nur mit echten Eigenleistungen können wir einen wesentlichen Beitrag zum Überleben eines Mediums leisten, das uns am Herzen liegt: das Theater. FUX beschäftigt sich folgerichtig auch intensiv mit dem Theater selbst. fraz? hat auch in der Vergangenheit nie reines Illusionstheater präsentiert (entsprechende Bühnenbilder und Kostüme konnten wir uns auch gar nicht leisten); immer thematisierten wir die Situation der Aufführung in dieser selbst. Mit FUX gehen wir aber noch einen Schritt weiter. Die Figuren kommentieren ständig ihr Verhalten oder das, was ihnen vom Autor als Verhalten vorgegeben wird, und sie wenden sich auch direkt an Sie, unser Publikum. Die Problematik von Schein und Sein, die weit in das alltägliche Theater hineinreicht, wird so zum zentralen Inhalt des Stücks. Die eigentliche Handlung um den schlauen Fuchs und sein gieriges Umfeld bleibt ein attraktiver roter Faden.

Gut, werden Sie sagen – aber weshalb muss fraz? singen? Ist das Leben nicht schwer genug? Nun, Musik hat bei uns immer eine Hauptrolle gespielt. 1991 und 1992 war ein Teil des Ensembles an zwei Musical-Aufführungen beteiligt, in der Woody-Allen-Revue von 1996 wagten wir einige (für Anfänger recht anspruchsvolle) Tänze im Stile von «Chorus Line». Dass wir jetzt singen, ist nur die letzte Konsequenz, die wir aus unserer Liebe zur Musik ziehen müssen. Ausserdem möchten wir Ihnen mit FUX totales Theater bieten, eine Art Gesamtkunstwerk. Und da spielt Musik natürlich eine so wichtige Rolle wie das Spiel selbst. Und wie das Bühnenbild. Oder wie die Kostüme.

Zugegeben: Wir sind etwas nervös vor den Aufführungen. Aber das haben wir ja so gewollt. Wir wünschen uns sehr, dass FUX Ihnen gefällt, denn wir haben für diese Aufführung einen Exploit leisten müssen, der selbst für fraz?-Verhältnisse ausserordentlich ist. Nun entscheiden Sie, ob sich unser Schritt in eine neue Richtung gelohnt hat. Oder ob wir – Sie auf der einen Seite, fraz? auf der anderen – doch wieder wie ein altes Ehepaar auf die bekannten Pfade zurückgehen sollen, wo man es miteinander gut hat – nicht mehr, aber auch nicht weniger.

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