Plaza Suite (1998)

05Plakatvon Neil Simon

10. und 11. Januar 1998, Theater am Gleis, Winterthur
25. Januar 1998, Thalwil
30. und 31 Januar, 1. Februar 1998, Theatersaal Rigiblick, Zürich

Darstellende

Sibyll Metzenthin, Claudia Seeberger, Marius Leutenegger, Heiko Strech

Team

Regie: Marius Leutenegger
Technik: Johannes Hardmeier, Benjamin Gygax, Rolf Tschudi
Kostüme: Ensemble
Bühnenbild: Ensemble
Maske: Franziska Bill
Choreographie: Andrea Herdeg, Sibyll Metzenthin

Brief an unser Publikum

Nach der technisch aufwendigen Produktion «Woody Allen – eine Revue» suchten wir für unsere diesjährigen Aufführungen ein Stück, mit dem sich vor allem unsere Freude am Schauspielern befriedigen lässt. Für ein grosses amerikanisches Psychodrama – wie etwa Tennessee Williams’ «Die Glasmenagerie» oder Eugene O’Neills «Eines langen Tages Reise in die Nacht» – fehlte uns, zugegeben, noch ein wenig der Mut. Mit Neil Simons «Plaza Suite» können wir Zwischenstation machen auf dem Weg zu diesen Stücken, eine Zwischenstation, bei der wir uns noch halbwegs auskennen: «Plaza Suite» liegt zwar in der Tradition der berühmten US-Tragödien, ist aber vor allem auch eine Komödie mit bitterem Unterton – wie alle Stücke, die fraz? bislang aufgeführt hat. Neil Simons Drama bietet uns also die Möglichkeit, von vertrautem Terrain aus den Fuss in noch unbekannte Gewässer zu strecken. Wir möchten uns von Jahr zu Jahr weiterentwickeln, aber dies mit Bedacht und mit Rücksicht auf erarbeitete Stärken.

Was gefällt uns an Neil Simon derart, dass wir uns rund ein Jahr mit ihm beschäftigen? Sicher sein Wortwitz und seine rasanten Dialoge, vor allem aber auch seine ungeheure Beobachtungsgabe. Wenn er eine traurige Situation erfasst und bühnenwirksam umsetzt, indem er sie dem Publikum unauffällig im Rahmen spritziger Szenen unterjubelt, entsteht Boulevard-Theater vom Feinsten – erstklassige Unterhaltung und tiefgehende Bedeutung in einer eleganten Kombination, die sich an ein medienerfahrenes Publikum richtet und deshalb keinen zum (geistigen) Zappen verleitenden Durchhänger zulässt.

Natürlich sichert nicht nur die aktuelle Form, sondern auch der zeitlose Inhalt erhöhtes Publikumsinteresse: Es geht um Paarbeziehungen, genauer gesagt um drei Paare, die nacheinander in Zimmer 719 im New Yorker Plaza Hotel eingemietet sind. Max Frisch lässt im Stück «Don Juan oder Die Liebe zur Geometrie» seine Hauptfigur hadern: «Welche Ungeheuerlichkeit, dass der Mensch allein nicht das Ganze ist! Und je grösser seine Sehnsucht ist, ein Ganzes zu sein, um so verfluchter steht er da, bis zum Verbluten ausgesetzt dem andern Geschlecht. Womit hat man das verdient?» Die Frage scheint berechtigt. Simon liefert keine Antworten, doch er zeigt anhand dreier exemplarischer Fallbeispiele, wo und wie das Verbluten in Beziehungen stattfindet und welche Risiken jeder eingeht, der sich dem andern Geschlecht aussetzt. «Plaza Suite» macht ganz bestimmt keine Werbung für die Ehe, stellt sie aber auch nicht generell in Frage. Das Stück gibt nur Ausschnitte aus möglichen Entwicklungen wieder. Leider, so scheint es uns, kommen diese Ausschnitte der Realität so nahe, dass einem wirklich nur noch das Lachen bleibt.

Lesen Sie die Kritik aus dem Landboten.

05Szene1 05Szene2 05Szene3 05Szene4 05Szene6 05Szene5