Apéro mit dem Teufel (2002)

10Plakat

von Marius Leutenegger

11., 12., 18., 19. und 25. bis 27. Januar 2002, Theatersaal Rigiblick, Zürich
2. Februar 2002, Thalwil

Darstellende

Schwarz: Reto Rapold
Michaela: Barbara Forrer
Vito: Marius Leutenegger
Beliar Teufel: Benjamin Gygax
Lilith: Susanna Mayer
Teufelsbraten: Lia Hwang
Musiker: Damien Contamin

Team

Regie: Marius Leutenegger
Musik: Damien Contamin
Bühne: Benjamin Gygax, Reto Rapold
Kostüme: Barbara Forrer
Requisiten: Susanna Mayer

Brief an unser Publikum

fraz? ist zehn Jahre alt geworden. Das ist für eine freie Theatergruppe ein schon fast biblisches Alter. Höchste Zeit also, dass wir uns einmal ein paar grundsätzliche Fragen über das Leben danach stellen: Gibt es Engel? Gibt es einen Teufel? Weiss Gott wirklich alles? Und was trinkt man in der Hölle eigentlich zum Apéro?

Gewichtige Fragen, wir wissen es. Ob die Antworten, die wir Ihnen in unserem Stück anbieten, ebenso gewichtig sein werden, sei hier einmal dahingestellt. Gerne verraten wir Ihnen aber, worum es in der Komödie geht: Der Mephisto-Darsteller Schwarz wird in der Pause einer «Faust»-Aufführung aus der Garderobe entführt und in eine Wohnung verschleppt. Dort stellt sich ihm seine Entführerin als Erzengel Michaela vor und bittet ihn um seine Mithilfe. Der Teufel weigere sich, seine Aufgaben zu erfüllen, und dies bedeute das Ende aller Zeiten – denn «nullus diabolus, nullus redemptor», ohne Teufel keinen Erlöser. Schwarz solle doch bitte dem Teufel zeigen, wie sich ein richtiger Satan zu benehmen habe.

Der verwirrte Schauspieler glaubt nicht, dass Michaela die Wahrheit sagt. Auch ihr Begleiter, der verschlagene Cherub Vito, kann die Zweifel von Schwarz nicht zerstreuen. Als schliesslich noch der Teufel auftritt und bei einem Glas Sherry über Gott, freien Willen und letzte Wahrheiten philosophiert, traut Schwarz seinen Sinnen endgültig nicht mehr. Handelt es sich bei der Entführung um einen Scherz? Einen Traum? Ein Experiment? Oder sind die Figuren wirklich jene, die sie zu sein vorgeben? Da stürzt Lilith, die erste Frau Adams, in die Wohnung und bedroht das Leben des Teufels. Naht das Ende aller Zeiten, ausgerechnet in einer Jubiläums-Aufführung von fraz? – oder kommt es gar zu einer handfesten Pointe?

Keine Angst: Die Komödie «Apéro mit dem Teufel» ist kein religiös gefärbtes Theaterstück. Doch es behandelt theologische Rätsel, die vermutlich irgendwann alle beschäftigt haben oder noch beschäftigen werden. Wir wollen mit unserem Stück unseren eigenen Fragen nach dem Sinn der Existenz eine Form geben. Dass diese Form ironisch-rasant ist, hängt mit unserer Vorliebe für Theater zusammen, das Unterhaltung und Anspruch auf hohem Niveau zu verbinden versucht.

Nach drei Musicals – «FUX», «William!» und «Don Juan ist angekommen» – haben wir uns in diesem Jahr entschlossen, wieder einmal ein fast reines Sprechtheater aufzuführen. Die aktuelle Produktion ist auch wesentlich kürzer als jene der vergangenen Jahre. Dies ermöglichte uns, mehr Wert auf den individuellen schauspielerischen Ausdruck zu legen. Natürlich hoffen wir, dass Sie das im Verlauf der Aufführung spüren. Auf jeden Fall wünschen wir Ihnen viel Spass bei unserem kleinen Apéro mit prominenten Gästen und möchten uns herzlich für Ihr Interesse bedanken. Sie wissen: Theater kann es nur geben, wenn es auch ein Theaterpublikum gibt. In diesem Sinne haben Sie uns geholfen, als Ensemble richtig erwachsen zu werden.

„Apéritiv mit dem Teufel“ beim Plausus Theaterverlag.

10Szene10 10Szene9 10Szene8 10Szene7 10Szene6 10Szene5 10Szene4 10Szene3 10Szene2 10Szene1