Biografie. Ein Spiel (2003)

11Plakatvon Max Frisch

10./11. und 17. bis 19. Januar 2003, Theatersaal Rigiblick, Zürich
25. Januar 2003, Thalwil
1. Februar 2003, Uster

Darstellende

Bühne:
Registrator: Reto Rapold
Antoinette: Barbara Forrer
Kürmann: Marius Leutenegger
Assistentin: Ursula Mezger

Film:
Benjamin Gygax, Daniel Hellmann, Roland Hürlimann, Christina Hwang, Lia Hwang, Reto Rapold, Bernhard Rubin, Carola Schibli, Anne D. Schlaefli, Reini O. Schlaefli, Heiko Strech, Willi Tschumi, Nicole Volkart, Karin Weber.

Team

Regie: Marius Leutenegger
Filme: Ursula Mezger
Ton: Reto Rapold
Technik: Bernhard Rubin, Christina Hwang, Nicole Volkart

Brief an unser Publikum

Nach vier Eigenproduktionen haben wir für unsere 11. Inszenierung wieder ein Stück ausgewählt, das sich schon andernorts bewährt hat: ‘Biografie: Ein Spiel.‘ ist nach ‘Biedermann und die Brandstifter‘ (1992) und ‘Stiller‘ (1995) unsere dritte Annäherung an Max Frisch, an einen Autor, dem wir uns besonders verbunden fühlen.

Die Ausgangslage zu diesem Stück schuf Anton Tschechow. In seinem Stück ‘Drei Schwestern‘ lässt er Werschinin sagen: ‘Ich denke häufig: wie, wenn man das Leben noch einmal beginnen könnte, und zwar bei voller Erkenntnis? Wie, wenn das eine Leben, das man schon durchlebt hat, sozusagen ein erster Entwurf war, zu dem das zweite die Reinschrift bilden wird!‘

Max Frisch hat diese Idee 1966/67 zum Theaterstück ‘Biografie: Ein Spiel‘ verarbeitet. Der Verhaltensforscher Hannes Kürmann kann noch einmal zu einem beliebigen Zeitpunkt seines Lebens zurückkehren und sich dann so verhalten, wie er will – im Wissen, welche Konsequenzen seine früheren Entscheide hatten. Ein Registrator steht ihm kritisch zur Seite. Doch Kürmann scheitert immer wieder beim Versuch, die Biografie neu zu schreiben. Er will seine spätere Frau nicht kennenlernen, doch die Erinnerung an die gemeinsame, leidvolle Geschichte fesselt ihn an sie. Er will die Ernennung zum Professor verhindern, doch er tut dies auf eine Weise, die ihn wieder dorthin bringt, wo er zuvor gesagt hat: Man müsste wählen können.

Der Verlauf des Stücks macht Frischs Haltung deutlich: Unsere Biografie ist kein Zufall, sondern Produkt unseres Seins. Wir können uns selber, unseren Vorstellungen und Wünschen kaum entrinnen. Frisch folgt damit einer – eher pessimistischen – These, die sich wie ein roter Faden durch sein ganzes Werk zieht. Doch sie ist diskutabel: Haben wir wirklich keine Möglichkeit zu fundamentaler Entwicklung?

Wir vom Theaterensemble fraz? gehen sorgsam mit den Werken von Schriftstellern um. Dennoch haben wir versucht, dem Drama ein modernes Kleid zu verpassen. Kürmanns Geister der Vergangenheit treten bei uns nicht leibhaftig auf der Bühne auf, sondern in Filmeinspielungen. Passend zum ‘Spiel-im-Spiel‘-Charakter des Stücks kommunizieren die Protagonisten in unserer Inszenierung auch mit Fernsehbildern. Ihre Vergangenheit ist auf Film gebannt – und wird damit unabänderlich und wiederholbar.

Lesen Sie die Kritik im P.S.

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