Der Untergang der Titanic (1994)

02plakat.jpgEine Komödie nach Hans Magnus Enzensberger

7. Janaur 1994, Wetzikon
8. Januar 1994, Thalwil
13. Januar 1994, Langnau am Albis
15. Januar 1994, Dietikon
20. bis 22. Januar 1994, Kulturhaus Dynamo, Zürich

Darstellende

Kapitän: Bernhard Rubin
1. Offizier: Johannes Hardmeier
Passagierin aus dem Zwischendeck: Andrea Herdeg
Passagier aus der ersten Klasse: Benjamin Gygax
Passagierin aus der ersten Klasse: Isabelle Schnederle
Referent: Marius Leutenegger

Team

Bühnenbearbeitung und Regie: Marius Leutenegger
Bühnenbild: Benjamin Gygax
Kostüme und Requisiten: Isabelle Schnederle
Licht: Bernhard Rubin
Ton: Johannes Hardmeier
Technik: Marc Diethelm

Brief an unser Publikum

Nein, leichte Kost erwartet Sie nicht, wenn die Lichter Im Saal ausgehen und die Bühne für fraz? freigegeben wird. Oder doch? Unsere diesjährige Inszenierung will vielseitig sein. Sie kommt fast daher wie eine Menukarte, die allerhand verspricht, rezente Vorspeisen, ein sättigendes Hauptgericht, das schwer auf dem Magen liegen könnte, eine Schaumspeise, die sich als Vergnügen ankündigt. Manchmal halten die Köche, was die Menukarte gelobt. Manchmal nicht.

Nach zwei Musical-Inszenierungen und der Aufführung von Max Frischs «Biedermann und die Brandstifter» Im letzten Winter suchten wir für die Produktion 1993/94 eine echte Herausforderung – und wurden bei Hans Magnus Enzensberger fündig. Die Gesänge seines Buches «Der Untergang der Titanic» sind eigentlich unspielbar, da sie für die Bühne viel zu dicht daherkommen: ihre Sprache ist verwoben und verschroben, verlangt, dass man den Blick gelegentlich vom Text löst, das eben Gelesene wirken lässt oder sich mit ganzen Passagen mehrmals beschäftigt, um Zusammenhänge zu entdecken.

Im Theater haben Sie keine Möglichkeit, zurückzublättern, um Puzzle-Stücke eines Ganzen zusammenzusuchen. Deshalb sind Streichungen, Verkürzungen und Typisierung oftmals unerläßlich. Trotz des grossen Respekts vor Enzensbergers Werk mussten wir es für die Bühne stark adaptieren. Die ganzen Ausführungen über die Entstehungsgeschichte seiner Arbeit, die hochinteressanten und zur eingehenden Lektüre empfohlenen Betrachtungen über das Wesen der Katastrophen fielen dem Rotstift zum Opfer Aber dies wirklich nur aus bühnentechnischen Gründen.

Anspruchsvoll sind die Gesänge von «Der Untergang der Titanic» nicht nur formal, sondern auch inhaltlich. Enzensberger liefert Bilder, Eindrücke, wirft Schlaglichter, fokussiert, lässt dabei aber der Assoziation des Lesers oder in unserem Falle des Zuschauers freien Lauf. Sollten Sie als unser Gast Mühe haben, dem Inhalt folgen zu können, brauchen Sie sich nicht um Ihre Wahrnehmung zu sorgen: Selbst wir. die wir uns seit rund einem Jahr intensiv mit «Der Untergang der Titanic» beschäftigen, sind uns vielerorts nicht einig, wie die einzelnen Bilder zu Interpretieren sind. Wo beginnt der Schalk, wann löst Tragik die Komik ab, welche Konstellationen hält Enzensberger für unvermeidlich, welche für zufällig, wann klagt er an – und wen?

Letztlich scheint es uns gar nicht so wichtig, auf diese Fragen schlüssige Antworten zu finden. «Der Untergang der Titanic» soll bei aller Scheu vor grossen Ansprüchen sein wie das Leben selbst: Verstrickt, vertrackt, zum Lachen, elend, komisch und traurig. Wenn wir Ihnen in der Stunde, wahrend der Sie für uns das Publikum spielen, Einblicke in ein grossartiges Werk der neuen deutschen Literatur vermitteln können, sind wir befriedigt. Falls es uns auch noch gelingt. Ihnen gewisse Denkanstösse zu vermitteln, macht uns dies zudem zufrieden. Denn wir sind überzeugt, dass Theater mehr sein darf als nur eine Form der Unterhaltung.

Lesen Sie die Kritik aus dem Tages-Anzeiger.

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