Als ich einmal jung war, sollte ich mich für eine berufliche Laufbahn entscheiden. Zwei Leidenschaften trieben mich um: jene fürs Theater – und jene fürs Schreiben. Was sollte ich studieren, was werden? Ich machte es mir schliesslich einfach, studierte nichts und wurde beides: Journalist und Theatermensch.

Das bin ich bis heute geblieben. Und das werde ich bleiben, bis mir das Leben sagt: Es ist jetzt gut, Marius. Die allerschönste berufliche Tätigkeit von allen – mehr über meine ebenfalls schönen, aber eben nicht allerschönsten Aufgaben erfahren Sie unter www.dertexter.ch –, die allerschönste ist die Leitung des Theaterensembles Obertor.

Denn bei dieser Aufgabe kommt alles zusammen, was ich mag: die Vielseitigkeit der Menschen, intensive Zusammenarbeit, Sprache, Bühne, Organisation, Dinge ausprobieren, scheitern und neu versuchen und besser scheitern. (Letztere Formulierung stammt nicht von mir, sondern vom grossen Samuel Beckett.) Der Prozess, wie sich im Verlauf eines Kursjahrs das Team findet, wie sich Puzzleteile von Szenen und Ideen zu einer Aufführung zusammenfügen, wie aus einem blossen Text ein lebendiges Erlebnis wird, reisst mich jedes Jahr mit.

Theater habe ich immer gespielt. Früh in ganz kleinem Rahmen, dann an der Schule, bald mit einer freien Truppe. 14 Jahre Theaterensemble fraz?, jetzt 19 Jahre Theaterensemble Obertor (meine Güte, rast das Leben!), daneben unzählige kleinere, mittlere und grössere Produktionen; ich unterrichte zudem Privatpersonen in Aussprache, sicherem Auftreten und Referieren. Und ich engagiere mich bei anderen Gruppen, etwa im Schloss Hegi.

Stilistisch fühle ich mich einer klassischen, aber modern und dynamisch interpretierten Theaterform verpflichtet. Wir spielen einen Autor, nicht einen Regisseur; da kommt mir natürlich zugute, dass ich selber Theaterautor bin und mich dabei schon zur Genüge ausdrücken kann. Ich will den Stücken gerecht werden – und einem anspruchsvollen Publikum.
Marius Leutenegger