Bestimmt unser Sein unser Bewusstsein, wie Karl Marx fand? Prägen also unsere Lebensumstände unser Denken? Oder ist es, frei nach Hegel, genau umgekehrt – machen wir uns die Welt so, wie wir sie uns denken? Der Streit der Philosophen ist wohl nicht zu entscheiden.
Für Crichton, den Butler des Earl of Loam und dessen Familie, ist aber klar: Jeder muss auf dieser Welt den Platz einnehmen, den ihm die Umstände zubilligen. Darum ist er in London eben einfach ein Butler. Doch andere Umstände verändern das bewährte Gefüge – und die Rollen werden neu verteilt.
Mit «Zurück zur Natur» gelang James Matthew Barrie – kurz J. M. Barrie – ein Theaterjuwel. Das es fast unbekannt geblieben ist, erstaunt, denn es ist unterhaltsam, tiefgründig, voller Schmiss und hinreissenden Dialogen. In der 1902 uraufgeführten Komödie thematisiert der britische Peter-Pan-Schöpfer zudem das Theater des Lebens selbst: Welche Rolle wir bekommen, hängt von schicksalhaften Umständen ab.
Wir haben diese Haltung für die Rollenverteilung übernommen: Erstmals in der 15-jährigen Geschichte des Theaterensembles Obertor wurden die Rollen verlost, ungeachtet von Geschlecht, Alter, scheinbarer Eignung. Wundern Sie sich also nicht, wenn Männer Frauen spielen und Junge Alte. Schicksal!
Und echtes Theater. Wir gehen ja gern auf die Bühne, weil wir mehr über uns erfahren wollen – indem wir nicht-alltägliche Facetten von uns spielen. Einfach eine Rolle zu erhalten, allez hopp, ist eine wunderbare Theatererfahrung.
Aufgeführt vom 12. bis 29. September 2019 im Theater Winterthur-Seen